Die Moselbahn Trier – Bullay, „Saufbähnchen“ genannt

Die als „Saufbähnchen“ oder „Moseltalbahn“ bekannte Moselbahn entsprang dem Wunsch der Moselortschaften zwischen Bullay und Schweich, an die wirtschaftlich wichtige Bahn-linie Trier – Koblenz angeschlossen zu werden. So entwickelte sich die als Privatbahn 1905 fertig gestellte Bahnlinie rasch zu einem wichtigen Teil des Personen- und Güterverkehrs.

Ab 1908 fuhr zwischen Trier und Traben-Trarbach ein Schnellzug, in dem die Gäste mit Getränken und Speisen versorgt wurden – die Trinkgelage gaben der Bahn bald ihren Spitznamen „Saufbähnchen“.

Kurt Tucholsky beschrieb 1929 als einer der prominentesten Bahngäste die Weinproben an jeder Bahnstation sowie das Umsteigen in Bullay in einen „seriösen“ Zug.

Mit dem ersten Triebwagen für den Personenverkehr 1936/37 galt die Strecke als hochmodern. Gegen Ende des 2. Weltkrieges diente die Moselbahn als Ersatz für die zerstörte „Kanonenbahn“ dem Rückzug von der West-front.

Gewaltige Militärzüge rollten durchs Moseltal. Kriegsbedingte Zerstörungen von Bahnhöfen, Brücken und Weichen legten zwischen März und Juli 1945 auch diese Strecke lahm, die französische Pioniere nach dem Krieg reparierten.

Das Wirtschaftswunder der 1950er Jahre brachte die Konkurrenz zur Straße; Hochwässer verschärften die wirtschaftliche Situation. Auch Modernisierungen wie Erneuerung des Oberbaus und Einbau einer schweren Schienenform sowie ein Aufschwung, bedingt durch die Beförderung von Baumaterialien für die Moselkanalisierung zwischen 1956 und 1964, verhinderten nicht die Stilllegung des „Saufbähnchens“. 1961 wurde der Bahnpostverkehr eingestellt, kurz danach der Personenverkehr von Traben-Trarbach nach Bullay. Die letzte Teilstrecke im Personenverkehr schloss am 31.01.1968.